Ist das ein Einzelfall?
WomBat, wundert sich nicht wirklich
Moin,
Justiz ermittelt gegen das Klinikum Bayreuth wegen medizinisch überflüssigen Behandlungen.
http://www.kma-online.de/nachrichten...37___view.html
http://www.merkur-online.de/bayern/p...z-4821625.html
Ist das ein Einzelfall?
WomBat, wundert sich nicht wirklich
Pflegefachkräfte sind nicht teuer, sie sind unbezahlbar!
Ich glaub auch nicht, dass es ein Einzelfall ist.
Vor einiger Zeit kam ein Fernsehbeitrag, wo Angehörige klagten - z.B. zwecks
fragwürdiger und laut Leitlinie nicht mehr indizierter OP bei fortgeschrittenem Tumor und erhielten Schadensersatz.
Gruß
Lieber WomBat,
liebes Forum,
ich glaube nicht, dass das eine Ausnahme ist.
Ich glaube dass medizinisch überflüssigen Behandlungen spätestens seit Einführung der DRGs die Regel sind! So traurig es klingt, es drängt es hängt doch alles am Gelde...
Lieber WomBat, schaue doch einmal neutral und wertfrei auf die kritisch kranken Patienten der sagen wir einmal letzten 3 Monate.
Wie viele von den beatmeten Patienten wären Deiner Meinung und Erfahrung nach schneller vom Beatmungsgerät entwöhnbar gewesen als es tatsächlich der Fall war? Und rechne bitte in % der Stationsbelegung.
Wenn unser Krankenhausabrechnungssystem beinhalten würde, dass ein Patient in kürzester Zeit als geheilt und selbstständig in der Versorgung entlassen wird auch extrem gut bezahlt wird und und Langzeit-beatmeter Patient besonders schlecht bezahlt würde, würde auch das Outcome der Khs besser sein.
Viele liebe Grüße
der das DRG-System für ungenügend haltende
fridolin
immergelegentlich
manchmal
Wahlspruch: Dormicum macht den dicksten Bären stumm...
Liebes Forum, Lieber Fridolin,
es scheint, die DRGs haben uns nicht nur Gutes gebracht.
Ganz im Gegenteil. Wie lange wird es dauern, bis wieder umgekrempelt wird?
WomBat, träumt vom einem fairem, qualitativem Gesundheitswesen.
Wie gesagt, "Träumt"![]()
Pflegefachkräfte sind nicht teuer, sie sind unbezahlbar!
Es gab gerade diesen Spiegelartikel:https://magazin.spiegel.de/digital/?...15/9/131927825
Ich glaube, das es heute wirklich nicht mehr um "Gesundwerden" geht, sondern um das große Geschäft.
Das was da in dem Artikel steht erlebe ich im Moment täglich auf unserer Intensivstation.
Dazu kommt dass die meisten der Ärzte immer Angst vor dem Staatsanwalt haben und alles machen, nur nicht mit den Angehörigen und dem Patienten ruhige und kompetente Gespräche führen, wenn es sein muss auch mehrmals. Leider haben wir auch Sprachbarrieren und unterschiedliche kulturelle Auffassungen von Krankheit und Tod.
Den Pflegekräften kommt hier auch eine besondere Verantwortung zu, auch zu intervenieren.
Anke F.
Liebe Kollegen,
die Diskussion über Sinn,Unsinn, Notwendigkeit und vor allem Nutzen für den Patienten führe ich beinahe täglich. Ich halte es als Pflegender für äußerst wichtig, in diesen Fällen immer wieder Anwalt des Patienten zu sein.
Aus meiner Sicht und in meinem täglichen Krankenhausleben ist die Missachtung von Patientenverfügungen, das Weiterführen von Beatmungen und auch Katecholamintherapien in völlig aussichtslosen Fällen nicht nur sehr selten sondern beinahe die Regel. Es gibt mittlerweile zwei federführende Motive aus denen Handlungen am Patienten vorgenommen werden:
1. Gewinnmaximierung
2. Vermeidung juristischer Probleme
Das "tolle" DRG-System fordert geradezu dazu auf, den Patienten und die Krankenkassen zu betrügen.
Eine Honorierung nach Behandlungserfolg (das kann auch das Erreichen eines palliativen Behandlungszieles sein) wäre m.E. eine wesentlich bessere Aternative.
tl;dr
ein Krankenhaus ist das einzige Kaufhaus, das der Kunde betritt, weil er eine Hose kaufen möchte - und immer wieder verlässt er es mit einer Jacke
Glückauf
Uli
Lieber ULI
vielen Dank für dieses Statement, ich trage am Dienstag jemand mit zu Grabe, für dessen Behandlung ich mich eigentlich schämen muss.
Zwei Beerdigungen an einem Tag sind schwer zu verkraften einer 99 in einem Altersheim ohne Kompetenz für Demenz verstorben und
ein 44 jähriger zwei Tage vor seinem Tod noch mit der härtesten Chemo beschossen.
Anke F.
Hallo Anke,
ich kein dein Gefühl des "Sichschämens" sehr gut nachempfinden. Manchmal gehe ich nach dem Dienst mit einem Schuldgefühl nach Hause, ich - als Pflegender - bin mit schuldig, weil ich dieses System kenne und ein Teil von ihm bin. Häufig verlaufen die Diskussionen mit den verantwortlichen Ärzten frustran. Nicht der Assistent ist anderer Meinung, aber sein OA oder sein Chef.
Die Frage auf einem Pflegekongress war vor einigen Jahren:
"Können wir uns Ethik noch leisten?"
Meine Antwort dazu ist ein klares "Ja", wir wollen es aber nicht.
Solange es Zielvereinbarungen mit Chefärzten gibt, solange nur noch die Ökonomen im Krankenhaus das Sagen haben, solange das DRG-System besteht, wird es in deutschen Kliniken immer weniger Patientenorientierung geben.
Glückauf
Uli
Ich lasse es mir nicht nehmen, in Visiten und bei merkwürdigen Anordnungen meinen Senf dazuzugeben.
Aber ich rüge auch dilettantische Stationsleitungen, die Dienstpläne schreiben zum Haare raufen, wo KollegInnen ohne jegliche Erfahrung in Intensivpflege und Medizin auf die Patienten losgelassen werden.
Schweiger haben wir genug.
Wenn ich das täte was bei uns manchmal angeordnet wird, gäbe es wöchentlich Tote.
LG die sich im Urlaub befindende Anke F.
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